Alex und Uwe bei "Schlaflos-im-Sattel"

SIS X 2014 

Nachdem Uwe bereits im letzten Jahr einen der beliebten Startplätze ergattert hatte, wollte er es sich nach dem großen Spaß im letzten Jahr natürlich nicht nehmen lassen, wieder dabei zu sein. Vor allem, wenn man eine persönliche Einladung zu diesem absoluten Kultevent bekommt.

Da sein Teamkollege abgesprungen war, kam auch ich in den Genuss, dabei sein zu dürfen. Bevor ich ihm jedoch meine Teilnahme endgültig zusagen konnte, musste ich allerdings noch einen zerreißenden Gewissenskonflikt mit mir selbst ausfechten. Schließlich war an diesem Wochenende auch Hemschbäscher Kerwe. Als ehemaliger Hemsbacher keine leichte Entscheidung. So herrschte in meinem Freundes- und Bekanntenkreis auch großes Unverständnis als ich mich dann tatsächlich für SIS entschieden hatte. Tja, auf die Kerwe kann man jedes Jahr gehen wie man Lust und Laune hat, aber zu SIS … wenn man schon eingeladen wird … da kann man einfach nicht „Nein“ sagen. ;o)

 

 

Freitag, 01.08.2014:

SIS läuft bereits seit Donnerstag. Das Pfifferling-Massacker-Buffet habe ich schon verpasst. Ich sitze im Büro und warte sehnsüchtig auf den Feierabend. Die ganze Zeit summe ich die Schlammbein-Texte vor mich hin, um mich positiv einzustimmen. Zudem fällt damit die Arbeit leichter. Endlich! 14:30! Schnell noch die Zeit erfasst und dann erstmal ab zur Post nach Weinheim. Schließlich wartete dort noch mein Bike-Components-Paket auf mich. Wie wichtig der Inhalt im weiteren Verlauf noch werden sollte, ahne ich zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht. Um 16:30 ging´s dann ab in Richtung Erdbeertal (die eingefleischten Kenner wissen wo das ist). Um keine Zeit zu verschwenden, hatten wir das Auto glücklicherweise schon am Vortag gepackt. Auf der ganzen Fahrt gab es dann natürlich auch nur genau 2 Gesprächsthemen: SIS und Biken! 

Wir staunten jedoch nicht schlecht, als auf dem Zeltplatz bereits reges Treiben herrschte und man sich mit dem Auto nur mit Geduld bis zur Wiese vorkämpfen konnte, um ausladen zu können. Wider Uwes Erwarten war der Platz bereits nahezu vollständig mit Zelten und Pavillons übersät, so daß wir uns zunächst mal auf die Suche nach einem geeigneten Standort machen mussten. Dies bot jedoch gleichzeitig die Gelegenheit, das traumhafte Veranstaltungsgelände etwas näher kennenzulernen. Nachdem wir dann endlich einen freien Fleck ausfindig gemacht hatten, hieß es erstmal Auto ausladen und Parkplatz suchen. Während Uwe sich um Letzteres kümmerte, war ich mit dem Zeltaufbau beschäftigt. Hierbei machte sich jedoch gleich Ernüchterung breit, denn bei meinem geliehenen Zelt fehlte die Plane. Zum Glück hatte auch Uwe sein Zelt eingepackt. Ein prüfender Blick in die Tasche gab die Gewissheit, daß es vollständig war. Nachdem dann alles aufgebaut und verstaut war, ging´s erstmal in die Hütte. Schließlich macht so ein Zeltaufbau hungrig und durstig und zudem mussten wir ja auch unserem Teamnamen „Weizenpower Racingteam“ gerecht werden. Somit dauerte es auch nicht lange, bis das erste Weizen gekippt und der Flammkuchen gefuttert war. Nach der Stärkung vertrieben wir uns die Zeit an den Ständen, immer unter Vorsicht, um nicht von kleinen Laufradrockern und Stützradrowdies über den Haufen gefahren zu werden. Man fühlt sich sofort wohl und spürt förmlich den Geist der Veranstaltung. Die Atmosphäre auf dem Platz ist angenehm und sehr familiär. Vom Säugling bis zu den Großeltern ist jede Altersklasse vertreten. Um 21:00 ging´s dann wieder in die Hütte. Die Luft ist aus dem Glas, so daß standesgemäß zu Ironkid feat. Harun the Breakdancer gerockt werden konnte. Die Stimmung ist am Kochen. 22:30! Schlammbein! Endlich! Aus meinem Summen von freitags im Büro wird nun ein lautes Gröhlen. Die Stimmung kocht über! Jeder singt mit und hat ein breites Grinsen im Gesicht. Zufrieden und mit brummendem Kopf geht´s in Richtung Zelt.

 

Samstag, 02.08.2014:

Am nächsten Tag sollte es jedoch bis in den späten Mittag dauern, bis ich wieder bei Kräften war. Das Frühstück und die erste Besichtigungsrunde sollten für mich ausfallen. Uwe hatte den Vorabend wohl etwas besser überstanden, so daß er sich auf den Weg machte, die Startnummern zu holen, während ich noch ziemlich regungslos auf der Wiese lag. Als er jedoch nach gefühlten 2 Stunden immer noch nicht zurück war und mich der Hunger dazu zwang, meinen Hintern zu erheben, machte ich mich zunächst auf den Weg zur Anmeldung. Uwe stand immer noch in der Warteschlange. Ich habe Erbarmen, hole ihm ein Weizen zur Stärkung und vertilge genüsslich meine Portion Käsespätzle. Nach dem Singlespeed- und Kinderrennen ging´s dann im Anschluss zur zweiten Besichtigungsrunde (die erste hatte ich ja verpennt). Zunächst geht es über den Parkplatz in den Ort. Viele Anwohner haben sich bereits für abendliche Grillparties gerüstet. Die ersten 4 km geht es mehr oder weniger moderat auf Forstwegen bergauf bevor die Steigung auf den nächsten 2 km ordentlich zulegt (Weidenthaler Wand). Es folgt ein längerer Wurzeltrail, der parallel zum Hang verläuft. Nicht gerade meine Stärke und für mich schon bei Tageslicht anspruchsvoll genug. Es folgen ein kurzes Flachstück und ein kleiner Trail. Danach die konditionell anspruchsvollste Passage. Der Sandweg raubt einige Körner. Es geht nur mühsam voran. Eine kleine Kuppe. Der Forstweg macht eine Biegung und ich stehe in einem erstsahnigen Serpentinentrail, gefolgt von einem ruppigen Forstweg, um letztlich wieder auf dem Veranstaltungsgelände zu stehen.

 

Streckendaten: ca. 12 km und 250 hm, 3 Trails

Tagsüber recht gut fahrbar. Aber wie wird das wohl bei Dunkelheit sein?

Der Start nähert sich. Ich hatte mit Uwe vereinbart, daß ich die Startrunde fahre. Ich tanke nochmal Energie und genehmige mir in der Hütte einen Elsässer Flammkuchen. Trotz der Tatsache, daß es bei dem „Rennen“ nur um den Spaß und um die goldene Ananas geht, wächst die innere Anspannung. Hält das Wetter? Schließlich war die Wetterprognose mehr als nur unbeständig. Was soll ich nur anziehen? Ich entscheide mich zunächst für Kurzamtrikot, kurze Hose, Armlinge und Beinlinge. 10 Minuten vor dem Start: Der Zeitpunkt an dem sich der Inhalt des Pakets, das ich am Vortag noch bei der Post abgeholt hatte, mehr als nur auszahlen sollte. Pünktlich vor Rennstart begann es auf einmal sintflutartig zu schütten, so daß nun sowohl die bestellte Regenjacke als auch die Regenhose zum Einsatz kamen. Nach dem Schwur, sich auf dem Trail nicht wie ein A****loch zu benehmen, fiel der Startschuss.

 

Rennverlauf: Alex

Im Ort herrscht auf den Grillparties gelöste Stimmung und die Teilnehmer werden gefeiert. Ein cooles Gefühl Es herrscht dichtes Gedränge auf der Strecke und es geht nur langsam voran. Viele Teilnehmer sind verkleidet. An der Weidenthaler Wand lichtet sich das Feld. Leichtfüßig kurble ich hinauf und bekomme von einem Teilnehmer im Engelskostüm zugerufen: „Der fliegt ja den Berg hinauf.“ Ich drehe mich lächelnd um und frage: „Ist das nicht eigentlich Dein Job?“ ;o)

Die kleine Sünde wird jedoch sofort bestraft und eine meiner beiden Lampen fällt aus. Der Wurzeltrail fordert somit höchste Konzentration. Die Sicht ist schlecht. Es ist schwül. Ich bin müde. Es fällt mir schwer, das Vorderrad auf dem Trail zu halten. Immer wieder rutscht es unangekündigt über die nassen Wurzeln. Als ich heil auf dem Forstweg ankomme, macht sich Erleichterung breit. Der sandige Abschnitt raubt mir jedoch erneut die Kraft. Am Serpentinentrail lass ich daher sicherheitshalber einige Fahrer hinter mir vorbeiziehen und stürze mich dann ins Vergnügen. Der Spaß hielt allerdings nicht lange. Denn direkt im Traileinstieg stand ich auf einmal in völliger Finsternis. Auch die zweite Lampe war plötzlich aus. Ich sehe zu, daß ich mich aus der Fahrlinie begebe, um die Lampe irgendwie wieder zum Laufen zu bringen. Der Stecker hatte sich gelöst. Immer wieder fragen mich die vorbeirauschenden Teilnehmer, ob bei mir alles ok sei Ich stecke den Akku sicherheitshalber in den Rucksack, schließe das Kabel an der Lampe an, rolle ins Ziel und bin heilfroh, den Transponder ohne Blessuren an Uwe übergeben zu können.

Während er sich auf die Strecke begibt, checke ich die Ursache für das Ausfallen meiner Lampen. Einen Grund kann ich auf Anhieb jedoch nicht finden. Vielleicht habe ich die Verbindungsstecker einfach nicht fest genug zusammengesteckt. Die Müdigkeit nimmt zu. Immer wieder muss ich gähnen. Schaffe ich noch ne Runde?

Durchsage! Unfall! Streckensperrung! Der Veranstalter weist darauf hin, daß die nächsten Minuten nicht mit einem Zieleinlauf der aktuell auf der Strecke befindlichen Teilnehmer zu rechnen ist. Hoffentlich ist nichts Schlimmes passiert? Als nach einer gefühlten Ewigkeit Uwe ins Ziel rollt, bin ich erleichtert. Er erzählt mir, daß er nicht die ganze Strecke gefahren sei, weil die Wurzeltrailpassage gesperrt wurde. Auch er hatte mit den schlechten Lichtverhältnissen zu kämpfen.

 

Rennverlauf Uwe:

Nachdem es kurz nach Alex‘ Start aufgehört hatte, fängt es gleich darauf erneut an zu regnen, als ich in der Wechselzone auf ihn warte; also rein in die Regenklamotten.

Am ersten längeren Anstieg ist es dann wieder trocken und ich ziehe mich wieder aus, da es jetzt sehr schwül ist.

Am Ende der ersten langen Steigung wird dann das ganze Feld angehalten. Im Wurzeltrail gab es einen Unfall und die Strecke ist zunächst gesperrt bis der Rettungswagen kommt. Nach ca. 20 Minuten geht es schließlich weiter, aber nicht über den Wurzeltrail. Für uns hat diese Runde daher nur 8 Kilometer.

Als ich in den Serpentinentrail einbiege ist mir klar, daß ich dieses Jahr mit meiner Beleuchtung verwachst habe. Aber leider steht mir dieses Mal das Equipment vom Vorjahr nicht zur Verfügung. In der ruppigen Highspeed-Passage kurz vor dem Ziel wird mir deutlich, daß es keinen Sinn macht, bei so schlechter Sicht weiter zu fahren.

 

Getreu dem Motto „Dabeisein ist alles“ hatten wir die goldene Ananas eh schon gewonnen (1 Runde berechtigt zur Teilnahme im Folgejahr). Wir entscheiden uns beide, kein weiteres Risiko einzugehen, geben unseren Transponder ab und ziehen uns um. Auch aus dem Nachbarzelt vernehmen wir Stimmen, daß bei den schlechten Sichtverhältnissen eine Runde völlig ausreicht.

Wir machen uns auf in die Hütte und lassen den Abend ausklingen und freuen uns schon auf 2015 (wahrscheinlich wird Lupine ein Haufen Geld an uns verdienen), während andere bis morgens um 6:00 Runde für Runde drehen.

 

Fazit:

Noch 363 Tage ungeduldiges Warten bis zu SIS XI 2015; 363 Tage voller Vorfreude.